Warten

Ich warte

„Bitte warten Sie, der nächste freie Platz ist bereits für Sie reserviert.“

Ich warte

Ich warte auf eine andere Stimme als diese. Eine die nicht voraufgezeichnet ist. Auf einen echten Menschen. Wahrscheinlich ist er seit sieben Stunden im Dienst und nicht der besten Laune, wenn ich ihn erreiche. Doch das ist mir egal, denn er ist meine Hoffnung.

Da ist sie wieder, die Musik, die ich schon im Werbespot und als One-Hit-Wonder im Radio gehört habe. Jetzt darf ich sie auch durch meinen technisch hochwertigen Telefonhörer genießen, während mein Ohr daran heiß wird, seit 37 Minuten.

Aber es könnte schlimmer sein, ich könnte an diese spezielle Gattung von monophonen Wartemelodien geraten sein, gegen die alte Spielemusik aus dem Gameboy verglichen wie Meisterwerke klingen. Ich stelle mir die Arbeitsanweisung vor: „Machen die Musik eintöniger, das Piepen muss noch aggressiver klingen … oh, können wir dafür sorgen, dass bei einigen der Töne Hörgeräte anfangen zu pfeifen?“

Denn die wollen ja gar nicht, dass ich warte. Im Gegensatz zu den Behauptungen in den wechselnden Ansagen, möchten sie, dass ich auflege, sie in Ruhe lasse und brav weiter zahle. „Danke, dass Sie gewartet haben, Ihr Anruf ist uns wichtig!“ … Ja von wegen … Beim ersten Mal dachte ich noch, jetzt würde ich durchgestellt, dann musste ich feststellen, dass diese Ansage nur zur Abwechslung eingespielt wird. Jedes vierte Mal … ich hab mitgezählt.

Unterbrochen von der Musik gibt es noch weitere Ansagen. Eine die mich regelmäßig daran erinnert, doch meine Kundennummer bereitzuhalten. Diese steht auf einem Blatt vor mir … mittlerweile umgeben von diversen Zeichnungen. Eine andere teilt mir mit, dass ich Hilfe auch über die Internetseite bekommen kann.

Es verlockt mich dazu aufzugeben. Aufzulegen und auf die Internetseite zu schauen. Nur weiß ich bereits, dass meine Frage darauf nicht beantwortet wird. Also werde ich dann eine E-Mail schreiben, die frühestens nach drei Tagen beantwortet wird. Diese enthält den hineinkopierten Text einer der Antworten, die mir schon auf der Internetseite nicht geholfen haben. Und so beginnt dann das E-Mail-Ping-Pong mit wechselnden Ansprechpartnern und sinkender Hoffnung auf eine helfende Antwort.

Nein! Ich gebe nicht auf. Ich lege nicht auf.

Ich warte

Ich hoffe und …

Es klickt. Eine ganz neue Stimme ist zu hören.

„Willkommen … leider rufen Sie außerhalb unserer Geschäftszeiten an. Unsere Geschäftszeiten sind montags bis freitags: acht bis …“

NEEEIIIN!

der Hinek

Ich habe den Text für den Gottesdienst heute geschrieben und dachte mir, nachdem er ganz gut angekommen ist, stelle ich ihn nochmal online. Vielleicht kann ihn ja noch jemand gebrauchen.

Einen gesegneten ersten Advent

wünscht Hinek

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